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Du hörst auch gerne True Crime Geschichten in verschiedenen Podcasts? Kann ich gut verstehen. Dann ist vielleicht dieses nicht ganz so kleine Museum in der tschechischen Hauptstadt das Richtige für Dich. Auch wenn ein Großteil der Ausstellung sehr verstaubt wirkt, finden sich hinter den Exponaten und Schautafeln die Grauen und Abscheulichkeiten der Menschheit.
Bevor wir uns mit den Greultaten der tschechischen Mörder beschäftigen, muss ich Euch ein Geständnis machen. Ich wohne nicht direkt in Prag. Aber wer sagt, dass die spannendsten Geschichten nur direkt in der Hauptstadt passieren? Es ist nun schon ein paar Wochen her, als ich mit meinem Hund und meinem Freund durch unser beschauliches Örtchen ging. Plötzlich blieb er vor einem Haus stehen und erzählte mir, dass in diesem Haus eine der grusligsten Geschichten der tschechischen Republik passierte. Im Keller des Hauses wurde Ende der 90er Jahre ein Mann ermordet, zerstückelt und in einem Fass auf dem Boden des Orlik Stausees versenkt.
Meine Neugierde war geweckt. Schließlich leben wir nur ein paar hundert Meter von diesem Tatort entfernt. Letzte Woche besuchte ich für diesen Blog das Museum von Antonín Dvořak und nur in paar Straßen weiter befindet sich das Museum der Polizei Tschechiens in einem ehemaligen Kloster. Eine gute Gelegenheit mehr über die Geschichte unserer Nachbarn zu erfahren. Aber dazu später mehr.
Das Gebäude des Museums
Das Museum befindet sich im einstigen Augustinerkloster Prags, welches im Jahre 1350 von Karl IV gegründet wurde. Im Zentrum steht die Kirche Mariä-Himmelfahrt und des Heiligen Karl des Großen. Seit dem Mittelalter war das westlich von der Kirche in Nähe der Burgmauern gelegene Kloster ein viel besuchter Wallfahrtsort. Die barocken Umbauten wurden von dem Architekten Giovanni Battista Orsi in den Jahren 1660-68 durchgeführt. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde das Kloster von Franz Maximilian Kaňka erweitert. Dabei wurde eine Abtei hinzugefügt. Die Auflösung des Klosters erfolgte etwa einhundert Jahre später (1785) durch die Reformen des Kaiser Joseph II. Danach dienten die Gebäude als Gemeindespital für unheilbar Kranke.

In der Zeit des Kommunismus wurde in den Räumen des Klosters ein Museum der Grenzpolizei eingerichtet. Diese Grenzpolizei sollte die Staatsgrenze vor dem kapitalistischen Westen schützen und die eigenen Bürger am Verlassen des Landes hindern. Seit dem 12. April 1992 befindet sich hier das Museum der Polizei Tschechiens. Es dokumentiert und präsentiert die Geschichte, die Entwicklung und die Tätigkeit der Sicherheitskräfte auf dem Gebiet der einstigen Tschechoslowakei ab ihrer Gründung bis zur Gegenwart.
Das Museum der Polizei Tschechiens
Die Kassierin im Museum war von meinem Besuch wohl genauso überrascht, wie ich selbst und ließ mich nur mit wenig Lust den Eingang passieren. Vielleicht sollte es auch die Authentizität der Freundlichkeit in einem tschechischen Polizeirevier darstellen. Falls ja, dann hat es ausgesprochen gut funktioniert. Von der Größe des Museums war ich beeindruckt. Es erstreckt sich über zwei Etagen und befindet sich im ehemaligen Konvent des alten Klostergemäuers. In der Mitte befindet sich der alte Kreuzgang. Von diesem hat man direkten Zugang zu fast allen Räumen des Museums. Der ehemalige Kräutergarten ist heute ein überdachtes Kino. Zusätzlich gibt es noch einen kleinen Außenbereich mit verschiedenen Fahrzeugen. Von den Klostergemäuern ist nicht mehr viel zu erahnen. Außer am Grundriss und einigen erhaltenen Stuckaturen ist nicht viel sehen vom einstigen Glanz der Augustiner.
Die Ausstellung zur Geschichte der Polizei Tschechiens
Der erste Teil der Ausstellung widmet sich der Verkehrspolizei Tschechiens. Hier geht es um die Verkehrsraumüberwachung in einer Stadt wie Prag. Interessant ist auch um die Geschichte der Geschwindigkeitsmessung. Sämtliche Lasertechniken und die von Autofahrern so beliebten Fotoapparate sind aus allen Zeiten ausgestellt. Diese mal von Nahem zu betrachten, ist durchaus interessant. Gerade die älteren Modelle wirken dabei als hätte man die Geschwindigkeit des Raumschiff Orion messen wollen. Und jeder, der in Prag schon mal ein Taxi gefahren ist, weiß was diese Geräte leisten müssen.

Spannend war für mich auch zu sehen, wie eine Verkehrsüberwachung in der Stadt funktioniert. Normalerweise sieht man nur die Kameras an den Tunneln oder Autobahnen. Doch es ist auch Aufgabe der Verkehrspolizei Staus vorauszusehen und durch verschiedene Maßnahmen zu verhindern. Das wird in diesem Museum der Polizei Tschechiens gut und anschaulich erklärt.
Andere Teile des Museums der Polizei Tschechiens zeigen die Themen:
- Drogen und deren Folgen
- Sicherheitstechnik
- Uniformen
- Polizeihunde
- Raubkopien in allen möglichen Formen
- Einfuhr gefährdeter Tiere
- Katastrophenschutz (Hochwasser in Prag)
- Kriminalistik
- Polizeifahrzeuge
Der spannendste Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit der Kriminalistik. Also mit der Aufklärung von verschiedensten Fällen zu verschieden Zeiten. Da die ersten Sammlungen des Museums bereits auf das Jahr 1900 zurückzuführen sind, ist die kriminaltechnische Entwicklung besonders interessant.
Hier wird nicht nur die Entwicklung der kriminal-historischen Aufklärungsarbeit unter die Lupe genommen. Ihr erfahrt auch viel über die Entwicklung der Straftaten selbst. Vor 100 Jahren waren aufgebrochene Tresore ein Schwerpunkt der Polizeiarbeit. Das ist heute natürlich nicht mehr so beliebt unter den Egon Olsens der Neuzeit. Nicht nur, dass es nicht mehr so schöne Tresore gibt, so hat sich leider eher das organisierte Verbrechen vermehrt und natürlich das Digitale. Neu hinzugekommen sind aber auch Serienmörder.
Diesen Serienmördern wird ein eigener Raum im Museum der Polizei Tschechiens gewidmet. Wer gerne Krimis sieht oder liest, ist hier genau richtig. Ein nachgestellter Tatort aus den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts bringt einem das Gefühl des guten alten Polizeiruf 110 (oder für meine westdeutschen Leser „Tatort“) zurück.

True Crime – Ein erster Serienmörder
Bewegt hatte mich die Geschichte eines tschechischen Schleußers. Genau genommen nicht seine Geschichte, sondern die Geschichte seiner Opfer. Zu Zeiten des kalten Krieges wollten einige tschechische Bürger in Richtung Bayern fliehen. Das war nicht nur verboten, sondern auch gefährlich. Ein tschechischer Herr hatte nun die Idee Menschen über die Grenze zu bringen und sich damit seinen Lebensunterhalt etwas aufzufrischen.
Leider erreichte keiner seiner Kunden das Ziel in Bayern. Alle wurden um Ihre Habseligkeiten und um ihr Leben gebraucht. Außer einer jungen Frau. Diese folterte er in einer speziellen Konstruktion, in welcher sie sich nicht bewegen konnte. Ihr Kopf wurde fixiert. Sie wurde nur selten herausgelassen. Wenn Sie herausgelassen wurde, dann nur um Briefe an Ihre Verwanden nach Hause zu schreiben. Dabei sollte Sie zeigen, wie gut der Schleußer gearbeitet hat und dass es ihr gut ging. Damit konnte der Mann neue Opfer anlocken.
Die Orlik Morde
Jetzt wird es spannend für mich. Im vorletzten Raum des Museums ist ein altes rostiges Fass zu sehen, welches schon sehr an die Geschichte aus unserer kleinen Stadt erinnert. Hier wurde ich nun fündig und konnte mehr erfahren, was in den 90er Jahren bei unseren Nachbarn vor sich ging.
Bei den Orlik Morden und dazu zählte auch der Mord im Keller des Hauses unserer Nachbarn handelt es sich um die ersten nachgewiesen Auftragsmorde und des organisierten Verbrechens auf dem Gebiet der tschechischen Republik. Bei dem Mörder handelte es sich um den Bewohner des Hauses – das Opfer war ein anderer Mann aus unserem Ort. Insgesamt gab es drei beteiligte Personen aus dem Kreis der Mörder. Aus dem Orlik Stausee wurden mehrere weitere Fässer mit weiteren Opfern geborgen.
Das Ganze ist jetzt über 30 Jahre her. Zwei der Täter sind inzwischen nicht mehr am Leben und der dritte wurde 1989 zu 25 Jahren Haft verurteilt. Also er ist seit 5 Jahren wieder frei.

Offizielle Webseite des Museums
Öffnungszeiten
Montag | geschlossen |
Dienstag – Sonntag | 10:00 – 17:00 Uhr |
Eintrittspreise
Erwachsener | 100 Kč |
Ermäßigt | 50 Kč |
Familie | 200 Kč |