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An der Südseite des Karlsplatzes gelegen, befindet sich das sogenannte Faust Haus. Somit ist es ganz in der Nähe des Neustädter Rathauses und der St. Ignatius. Das gotische Gebäude wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts im Stil der Renaissance erbaut. Später in den Jahren 1740-1770 wurde es im Barockstil umgebaut. Aus dieser Zeit stammt auch das Mansardendach. Den Namen Faust Haus erhielt es aufgrund Ihrer Bewohner und deren Berufung zur Alchemie. Der berühmte Dr. Faust hat allerdings nachweislich in diesem Haus niemals gewohnt.
Die Bewohner des Faust Hauses
Im Laufe der Jahrhunderte gehörte dieses Haus vielen Familien. Die ursprünglichen Besitzer waren die Familie Slovotov gefolgt von den Herzögen von Opava und einiger anderer Adelsfamilien. Jaruslav Kapoun aus Svojkov war einer der Besitzer, dessen Schicksal unrühmlich endete. Im Jahr 1537 verlor er seinen Kopf aufgrund eines Kapitalverbrechens.

Edward Kelly
Im Jahre 1590 kaufte Edward Kelly das Haus. Er war ein Abenteurer, Alchemist und möglicherweise auch ein Spion des britischen Königshauses. Kelly errichtete hier ein Labor und führte verschiedene alchemistische Experimente durch. Das erklärte Ziel der Alchemie war es, aus Blei Gold zu machen. Sein Glück hielt nicht sehr lange an.
Bereits ein Jahr später tötete er im Streit einen Prager Bürger. Daraufhin wurde er auf der Burg Křivoklát inhaftiert. Von dort versuche er bald zu fliehen. Die Flucht schlug fehl und Kelly verletzte er sich am Bein. Die Verletzungen waren so schwer, dass ihm das Bein amputiert und durch eine Holzprothese ersetzt werden musste. Wenigstens wurde er nun begnadigt. Aber sein Ruf war ruiniert, sodass er aus Prag nach Most floh. Dort nahm er sich im Alter von 42 Jahren das Leben.

Gruseln mit Führung
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Graf Ferdinand Antonín Mladota von Solopysk
Ein weiterer Besitzer, der ebenfalls zum mysteriösen Ruf des Hauses beitrug, war Graf Ferdinand Antonín Mladota von Solopysk. Heute würde man ihn wohl als Erfinder bezeichnen. Er erfand Geräte die auf den Prinzipien der Optik, Elektrizität und Magnetismus beruhten. So wird erzählt, dass er eine Puppe auf einem gespannten Stift tanzen lies. Heute nichts Besonderes. Aber zur damaligen Zeit, glaubten seine Nachbarn, dass der Graf mit dem Teufel verbunden war. Graf Mladota war es auch, der später als Vorlage für die Sage des Dr. Faustus herhalten musste.

Pfarrer Karl Jaenig
In den darauffolgenden Jahre lebte der Pfarrer Karl Jaenig von der nahe gelegenen Kirche St. Johannes von Nepomuk im Faust Haus. Obwohl der Pfarrer einem spirituellem Beruf nachging, lief er auch ein wenig neben der Spur. Liebevoll ausgedrückt. Es wird gesagt, dass er eine umfangreiche Sammlung von Bestattungsgegenständen hatte. Manchmal trieben ihn seine Phantasien in die Rolle eines Vampirs. So schlief er gelegentlich in einem Sarg, umgeben von allerlei Schädeln und Knochen. Er besaß sogar einen Galgen im Haus.

Die Legende um das Faust Haus
Die Legende besagt, dass sich ein armer Student in das Haus verirrt hat und dort auf ein Buch mit Zauberformeln gestoßen war. Der ein oder andere Zauberspruch aus diesem Buch hat es nun geschafft, ihm Gold zu bescheren. Da der Student sein Gold gerne in eine in der Nähe gelegene Hospoda (Taverne) gebracht hat, wurden einige Nachbarn stutzig. Das konnte nicht mit rechten Dingen zu gehen. Woher hatte der Student das Gold? Die Nachbarn brachen darauf nachts im Faust Haus ein. Dort sahen sie jedoch nur noch wie Mephisto zusammen mit dem Studenten durch die Decke verschwand.
Feuer im Faust Haus
Am 4. Juli 2003 hat es im Faust Haus gebrannt. Nicht das erste Mal in den Jahrhunderten, aber zumindest bislang zum letzten Mal. Was zuerst ein Drama war, zeigte sich bald als positive Wendung in der Geschichte. In das Faust Haus wurde in den letzten 100 Jahren wenig investiert. Dort befindet sich inzwischen die medizinische Fakultät der Karlsuniversität. Nach dem Brand erhielt die Universität vom Magistrat der Stadt eine größere finanzielle Zuwendung.
Dadurch konnte das Gebäude nicht nur erhalten werden, sondern auch durch Denkmalschützer intensiv unter die Lupe genommen werde. Dabei fand man nicht nur tolle Wandbemalungen, sondern auch sieben eingemauerte Katzenskelette und Kinderschuhe. Man fand aber auch ein mannsgroßes ausgebessertes Loch im Dach. Ob es wohl von Mephisto und dem Studenten war?
Karte
Extra Tipp
In vielen Reiseführern ist zu lesen, dass das Gebäude nicht besichtigt werden kann. Das ist allerdings nur zum Teil richtig. Natürlich befindet sich dort ein Teil der medizinischen Fakultät. Somit ist ein Rundgang durch das Haus nicht möglich. Aber nach dem letzten Feuer wurde im unteren Bereich eine Art Cafe für das Haus eingerichtet. Der Architekt und die Betreiber haben damals ausdrücklich den Wunsch geäußert, dass das Haus zumindest dort der Öffentlichkeit zugänglich ist und damit auch das Haus und seine Geschichte wieder ein Stück weit in das Gedächtnis zurück kehrt. Im Cafe könnt Ihr einen Blick auf die freigelegten Wandmalereien wagen und in den alten Erker sehen (Beitragsbild oben auf der rechten Seite). Der Eingang befindet sich im Hof.
