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Die Moldau ist und war das Zentrum Prags und Ihrer Bewohner. Dennoch hat sich das Verhältnis der Stadt zu Ihrer Moldau in den vergangen Jahrhunderten immer wieder verändert. Sie war und ist eine Lebensader. Ein Hindernis, eine Trinkwasser- und Abwasserquelle, eine treibende Kraft der Veränderung und eine ständige Bedrohung in Form verheerender Überschwemmungen. Sie trennte die Bevölkerung. Hier gab Mühlen, lautes und schmutziges Handwerk, Industriegebäude, Bordelle. Aber es gab auch Lagerhäuser und Slums.
Auf tschechisch Vltava
Auch wenn sich vieles im Laufe der Zeit geändert hat, bleibt die Moldau (auf tschechisch Vltava) der erste Architekt Prags. Sie hat bereits vor sehr langer Zeit der Gegend von Prag ihren Stempel aufgedrückt. Der heutige Fluss mit den kleinen Inseln geben der Stadt Ihren unvergleichlichen Charakter.

Auf einer Länge von 430 Kilometern fließt sie durch Tschechien. Ihre eigentliche Größe erlangt sie aber erst kurz nachdem sie die Stadtgrenze Prags passierte. An dieser Stelle fließt die Berounka in die Moldau. Die Berounka ist auch ihr größte Zufluss. Ein ganzes Stück nach Prag mündet sie in die Elbe. Obwohl es eigentlich anders herum sein sollte. Denn bei Melnik, wo sich die Mündung befindet, trägt die Moldau mehr Wasser als die Elbe.
Für die Tschechen ist Ihre Moldau schon immer etwas besonderes gewesen. Auch wenn die Beziehung der Prager zu Ihrem Fluss in der Geschichte sich sehr oft geändert hat, so ist die Moldau auch musikalischer Bestandteil des Zyklus Má Vlast( Mein Vaterland) von Bedřich Smetana. Das darin beschriebene tosende Wasser der St.-Johann-Stromquellen gibt seit dem Bau der Staudämme nicht mehr. Aber noch immer führt sie an dem Felsen des Vyšehrad vorbei.

Die Moldau im 19. Jahrhundert
Die Stadt entwickelte sich im 19. Jahrhundert massiv. Langsam rückte die Moldau in ein neues Licht und fanden nun grundlegende architektonische Änderungen statt. Es entstanden viele neue Luxusapartments an der Uferpromenade. Der Naplavka und die Promenade wurde angelegt. Es entstanden viele neue Brücken, welche auch heute noch das Erscheinungsbild von Prag prägen. Ach ja, die Brücken von Prag. Endlich gab es mehr Brücken über die Moldau. Die bekannteste und älteste ist natürlich die Karlsbrücke. Sie wurde bereits zwischen 1357 und 1402 an Stelle der älteren Judith-Brücke errichtet. Fast 450 Jahre lang war die Karlsbrücke die einzige Prager Brücke, der Stolz der Stadt und des gesamten tschechischen Königreichs.
Die Moldau als Verkehrsader
Einerseits war die Moldau ein Hindernis beim Überqueren. Andererseits war die Moldau auch der wichtigste Verkehrsweg über viele Jahrhunderte. Seit dem Mittelalter wurde die Moldau immer berühmter durch Ihre Wehre mit Durchlässen für den Schiffsverkehr. Auf ihr wurden viele wertvolle Güter transportiert. Besonders Baumaterial war in Prag sehr begehrt und so wurde auf ihr Holz mittels schwimmender Flößer transportiert.
Ein ganzes Stadtviertel lebte vom Holz. Podskali war dafür besonders bekannt. Hier lebten die Flößer bis zur industriellen Revolution. Nach dem Bau der Eisenbahn verschwand das Interesse Holz über die Moldau nach Prag zu bringen und so verschwanden auch die Flößer und ihr Stadtviertel. Heute kann man nur noch ein Haus in Podskali besuchen und es als Museum besichtigen. Die letzten Flöße kamen übrigens im Jahr 1947 in Prag an.
Auch wenn im 19. Jahrhundert das Interesse an der wirtschaftlichen Nutzung der Moldau versiegte, so entwickelte sich nun der Personenverkehr. Besonders die Dampfschifffahrt für Erholungszwecke kam nun auf. Seit dem Jahr 1865 gab es die erste Dampfschiffgesellschaft in Prag. Wenig später – zu Beginn des 20. Jahrhunderts – wurden auch drei Schleusen im Gebiet Prags erneuert.

Das Wasser der Moldau
Normalerweise fließen 150 m³/s Wasser die Moldau in Prag herab. Diese trieben nicht nur die vielen Mühlen in Prag an, sondern lieferten auch Trinkwasser und wurden mit Abwasser versehen. Das erste Abwassersystem in Prag wurde schon ca. 1820 gebaut. Aber auch da wurde fleißig alles in den Fluss geleitet. Erst im Jahr 1895 bauten die Prager ein modernes System zur Wasserklärung und von da an war sie kein Abwasserkanal mehr.
Aber das Wasser der Moldau war auch wichtig zu Versorgung der Stadt mit Nutz- und Trinkwasser. In Wassertürmen wurde es gespeichert und durch Schwerkraft in die verschiedenen Brunnen geleitet. Jede Prager Stadt hatte einen eigenen Turm. Dieser befand sich immer neben einer Mühle. Diese Türme waren ebenso ein Bestandteil der städtischen Feuerwehr.

Hochwasser in Prag
Trotz der vielen Sicherheitsvorkehrungen, die in den vielen Jahrhunderten gebaut wurden, kommen immer noch regelmäßig Hochwasser nach Prag. Beispiellos ist bislang das Hochwasser der Moldau im Jahr 2002. Damals flossen keine 150 m³/s die Moldau entlang, sondern bis zu 5300 m³/s in Spitzenzeiten. Durch das Hochwasser an Moldau, Elbe und ihren Nebenflüssen verloren damals in ganz Tschechien 17 Menschen ihr Leben. Im Der Zoo in Prag ertrank ein Elefant. Die Metro und große Teile der historischen Innenstadt standen unter Wasser. Die Schäden wurden auf insgesamt Milliarden Euro geschätzt.